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Dienstag, 22. April 2014

Zum Hmzigsten auf die Durststrecke


Wer Ostern Geburtstag hat, muss in Zypern mit so ziemlich jedem Wetter rechnen: Kälte, Nässe (wie erst vorgestern), Wind, Nebel - oder eben mit knalliger Sonne. Entsprechend mutig war die Planung der nach unzähligen Griechenland- und Zypernjahren noch immer waschechten Münchnerin, ihren Hmzigsten im Wald zu feiern. 



Die Einladung dazu klang verlockend: I woas wos, wos du ned woast - mit etwa diesen Worten war der Picknickplatz Nähe Argarka tief im ansteigenden Wald annähernd beschrieben. Über die Distanz dahin bestand zwischen den halbwissenden Gästen halbwegs Einigkeit: Hinterm Stausee "gleich". Wer dieses Geduldswort im Munde führt, hat selbst meistens schon eigene Erfahrungen mit Schildern wie "Komme gleich wieder" gemacht - und hofft im neuen Anwendungsfall (meist vergeblich) auf endlich mal eine positive Deutungserfahrung. Mit den Worten I muss mi kimmern stieg die Gastgeberin mit ihren Picknickköstlichkeiten in einen Jeep und fuhr der Gästeschar voraus. Ihr loaft ane gude Stund - bis dahie bin I a fertig. Auf also mit etlichen Autos zum "Basislager" Staudamm und ab da "pack mers scho".

Zyperns Wasserspeicher sind überlebensnotwendig für seine Bewohner wie auch für jeden Obst- oder Olivenbaum und jede Nutzpflanze auf den Äckern. Wenn der Argaka-Damm nur noch aktuell 24 Prozent  Speichervolumen hat, müssten angesichts der regenarmen Frühlingszeit schon längst die Glocken der Sparsamkeit, der Aufrufe dazu und der politischen Suche nach Alternativen schrillen. Aber es schrillt nichts - "Du lebst in Zypern, wenn nichts passiert, was hätte längst schon passieren müssen."














Picnic sites - Wanderrast auf Holzbänken, vor Tischen, oft neben plätschernden Bächen. Zyperns Forstverwaltung sorgt sich derzeit um 40 solcher Areale, die oft Hunderten gleichzeitig die individuelle Möglichkeit bieten, mit Grill, halbem Lamm, Bier und Nachspeisen anzurücken. Platz Nr. 5 ist nach dem Heiligen Mercurios benannt - und war heute zum Glück für den Rest der Menschheit zu weit weg vom Schuss. Doch bis dahin zog sich der Weg...


Endlich nach fast zwei Stunden moderat bergauf angekommen, hatte das Tischlein-deck-dich längst perfekte Arbeit geleistet. Eine wirklich schöne Geburtstagsidee. Danke, Ingrid.




 


















Dienstag, 31. Dezember 2013

Empty, verlassen oder unverkauft







Vom Bürobalkon aus fotografiert: ein fliegender Nachbar auf Zypern. Auch von oben ist der Leerstand unübersehbar - und trotzdem wird weiter gebaut (wenn auch nicht mehr in der Intensität wie vor der Zypernkrise)





Wer in Europa könnte die meisten Flüchtlinge aufnehmen? Sie meinen Deutschland, Frankreich und andere große Länder? Vielleicht haben Sie damit Recht. Ich jedoch würde dem UN-Flüchtlingskommissar einen Geheimtipp geben: Zypern. Die geteilte Insel mit rund 1,3 Mio. Gesamtbevölkerung könnte auf einen Schlag gut und gerne 400-500.000 Menschen aufnehmen. Vorwiegend moderner Wohnraum - zumeist sogar schon eingerichtet - wäre genug vorhanden; allerdings müssten Eigentümer, Kommunen und die beiden Regierung dafür an einem Strang ziehen. Tausende, ach was zehntausende Häuser und Wohnungen stehen leer; empty wie man hier auf Englisch sagt. 

Die neuen Häuser in meiner Straße liefern eine Zustandsbeschreibung auch für den ganzen Ort Argaka und für ganz Zypern - in diesem Falle Süd und Nord gleichermaßen: 13 schmucke Häuser des Baujahres 2007 sind im Wesentlichen unbewohnt; das signalisiert hohe Verluste bei den Immobilienentwicklern bzw. fehlende Mieteinnahmen bei den Eigentümern - und demzufolge eine vollkommen falsche Bau- und Steuerpolitik auf der Insel. 

Konkret sind sieben Immobilien verkauft. Derzeit sind davon vier Häuser mit eigenem Planschbecken und Garten samt Meerblick vermietet bzw. werden selbst genutzt. Drei dieser wunderschönen Vier-Zimmer-Häuser auf 250 bis 350 Quadratmeter Grundstücken werden von den Eigentümern als Zweitwohnsitz betrachtet bzw. als Ferienhäuser an Fremdgäste vermietet. Im Frühsommer und im Herbst kommen die anderen Eigentümer - Engländer, Südafrikaner und Ukrainer - zu Stippvisiten vorbei.

Immerhin sechs Häuser stehen leer; drei davon müssen allerdings schon früher mal bewohnt gewesen sein. Jeden Freitag kommt ein Gärtnertrupp mit Heckenschere, Laubsauger und anderen Werkzeugen und pflegt die Gärten (auch einige jener Häuser mit Leerstand); wir allerdings betätigen uns im Garten selbst - Bewegung tut ja bekanntlich gut. Meine Ellados-Straße - übrigens eine Sackgasse, die umsäumt ist von Zitronen- und Orangenhainen - wird von zwei Engländern, drei Ungarn, drei Deutschen und vier Russen bewohnt. Wir zählen insgesamt vier Kleinkinder, fünf Katzen, drei Hunde und einen Papagei. 

Die Miete für ein Haus mit Meerblick (600 Meter entfernt, auf einem Hügel ziemlich abseits gelegen) beträgt max. 700 Euro; Poolwartung zusätzlich. Wir wohnen allerdings weitaus günstiger nach dem Motto: 300 Sonnentage, eigene Badeanstalt und den Vitamingürtel gleich nebenan für den Preis einer x-beliebigen Zweiraumwohnung in Berlin. 

Warum schildere ich den Leerstand, der sich schon in den Nebenstraßen so oder ähnlich fortsetzt und sich in fast allen Dörfern beider Inselteile wiederholt, so ausführlich? Zypern ist nicht nur eine Reise, sondern vielleicht auch den Lebensabend wert - zu Kosten, die durchaus leistbar sind. 

Guten Rutsch und Frohes Neues Jahr mit diesem Denkanstoß. 

 Unsere Straße namens Ellados: 13 relativ neue Häuser, wenige davon nur bewohnt
For sale, for rent: Überall der gleiche Hilfeschrei der Eigentümer - in diesem Fall eines Immobilienentwicklers
Die Gärtner und Poolboys sorgen hie und da für äußere Ordnung, auch wenn die Objekte nicht genutzt werden
 Hübsch geschnitten, wohl durchdacht - nur die Mieter oder Käufer fehlen
Wenn die niemals geleerten Briefkästen nichts mehr schlucken können, wird die Post einfach im Garten abgelegt - und von Wind, Wetter und Mäusen zerfressen


 Zugewucherte Eingänge von einstmals bewohnten Häusern. Haben Sie nicht Lust, sich hier einzumieten?

 Der Vormieter hat seinen offensichtlich defekten fliegenden Teppich achtlos zurückgelassen...
 Hier quackt kein Frosch mehr: Der Pool ist undicht oder wurde abgelassen


 Drei auf einen Streich: empty, leer

 Drei Straßen weiter: vier Villen "for sale" - ganz links übrigens ein Fundamentsockel, falls...
 Unsere Nebenstraße: Auch hier Leerstand wie gehabt
Das versteht keiner, nicht mal unser Kater Kalle

Apropos: Das ist unser Haus - noch vor dem Einzug im April 2013, deswegen ist der Pool noch grün