Sonntag, 1. Juni 2014

Wasser-Guillotine zum Kindertag



Das Gesellschaftsspiel, das womöglich in deutschen Landen noch unbekannt ist, habe ich kurzerhand "Wasser-Guillotine" genannt. Aufgebaut wurde dieser Spaßapparat zum Kinderfest in der Grundschule von Polis. 


Da zum meteorologischen Sommeranfang schon zumindest gute Frühlingstemperaturen herrschten, drängten sich stundenlang Kids zwischen im Alter zwischen 6 und 12 um dieses eigenwillige Nassmach-Gerät. 


Die Konstruktion, deren wesentliche Bestandteile ein angeklebter Jogurt-Eimer und eine Zielscheibe in Form eines Drehgitters sind, hat gegenüber der französischen Hinrichtungsmaschine einen entscheidenden Vorteil: Statt Kopf ab heißt es hier nur: Kopf nass. 


Und zwar nur dann, wenn ein Ballwerfer, dem drei Tennisbälle zustehen, von fünf, sechs Metern Entfernung auch wirklich trifft - zum Glück passierte das ab und an und gelang manchmal und entgegen allen Prognosen auch den Kleinsten. 


Dann gibt das getroffene Gitter dem Impuls über eine Drehstange an den Eimer weiter - und der entleert sich unfehlbar über dem darunter sitzenden Kind. 



Ein Spaß, der Wurf- und Leidenswillige Schlangen stehen ließ - und mir zu vielen Fotos verhalf. 




Mittwoch, 7. Mai 2014

Paliomonastiro: Savvashausen


Ein Kerl wie ein Schrank, stopplig, gesellig. Raucht er nur oder atmet er dabei sogar noch? Offenes Gesicht, lachende Augen und irgendwie ein Fuchs in vielerlei Beziehung: Savvas von der Taverne Paliomonastiro kennt man an der halben Südküste Zyperns ebenso wie auf den Tennisplätzen von Karlsruhe. Der Mittfünfziger ist nach einem halben Leben in Deutschland u. a. als Student, Versicherungsmensch und Wirt in eben jener Sportstätte am Rhein vor einigen Jahren wieder auf seine Heimatinsel zurückgekommen - als Pächter einer vergleichsweise riesigen Neubautaverne an der Küstenstraße bei Pegeia. 




Mit Blick auf das nahe Mittelmeer kann man als Gast hier so ziemlich alles vergessen, was der Gast bisher von zyprischen Tavernen wusste. Wenige Stichworte gefällig? Hier gibt´s mittelpreisig höhere Kochkunst (oft kocht der Chef selbst), hier wird (auch) deutsch gesprochen (selbst einige Mitarbeiter versuchen sich darin), hier gelten (Aussage von ihm "deutsche Gesundheits- und Hygienevorschriften") hier erlebt der Gast optisch Weite und sozial Nähe. Der Außengast"raum" von der Größe eines Saales ist mit einem perfekten Sonnendach (griechischer Hersteller) überdeckt: davor saftgrüne, gepflegte Wiese vor blauem Horizont des Meeres, auffallend saubere und durchdachte Spielplätze.











Dahinter: ein Botanischer Garten am Steilhang zu einer Kirche hinauf, nachts von Solarlampen beleuchtet. Daneben: Ein Sandsteinfels, der nachts zum Wasserfall wird (angeleuchtet natürlich), davor eine (zur Zeil leider leere) Wasserfläche und ein Außenareal speziell für Kindergeburtstagsfeiern. Ach ja: Eine große Bar wäre ebenso erwähnenswert wie die viel zu wenigen Toiletten, die der Architekt einfach nicht mit eingeplant hat. 

  

Zum Schluss ein Fremdlob aus dem Internet, dem ich mich nur anschließen kann: very good local and mediterranean food, great service, nice ambience. 










Sonntag, 27. April 2014

Salzernte auf Zypern: Ab April möglich





Mein Salz in der Suppe…
... ist niemals gekauft, sondern selbst geerntet (wie man in Fachkreisen sagt). Seitdem ich auf Zypern lebe, lehnte ich aus vielerlei Gründen auch jenseits des Geschmacks bloßes NaCl ebenso ab wie auf der nächsten Preisstufe das Meersalz aus Supermärkten. Mein Mittelmeersalz finde ich an der Nordküste der griechischsprachigen Republik just in der Nähe jenes Ortes, an dem der „Idol of Pomos“, ein winziges Steinamulett in Kreuzform mit einem noch winzigeren Amulett gleichen Aussehens am Hals, ausgegraben wurde. 

Wer nicht weiß, wovon ich rede, möge nur eine x-beliebige zyprische Euromünze in die
Hand nehmen. Wenn auf der Rückseite nicht das bei Kyrenia (heute Girne) gefundene antike Segelschiff abgebildet ist, dann ist dort der beschriebene Idol – ein mindestens 5000-jähriges Fruchtbarkeitssymbol – zu sehen… Zurück zum weißen Gold des östlichen Mittelmeeres, für das es bis vor Jahrzehnten noch Privilegien, Schürfrechte und Steuern gab. Mit vier Volumenprozenten macht es das Wasser um unsere Inseln herum tragfähig für jeden; egal ob Schwimmer oder Nichtschwimmer. Das Salz aus dem Urmeer – wovon das Mittelmeer sozusagen der letzte Rest ist – weist über 80 Spurenelemente auf (NaCl dagegen nur zwei). Was ich bisher auch noch nicht wusste: Der Mensch benötigt genau diese 80 Elemente zur Versorgung und zum Antrieb seiner Lebenskraft. Ein Zufall ist das nicht, kommt doch unser aller Leben und damit die Lebensbausteine aus dem Wasser.

Wie ernte ich das Salz, wie wird es so schön weiß wie in dem Glas hier? 

Man suche sich ab April bereits felsige Buchten mit ausgespülten Vertiefungen zumeist im Sandstein der Jahrmillionen. An solchen flachen Stellen setzt schon bei vergleichsweise geringen Außentemperaturen (oft bereits um die 20 Grad Celsius) die Verdunstung der flachen Pfützen ein. Ergebnis: Die Tümpel scheinen zu "vereisen", sind also mit einer weißen Schwimmschicht - pures Salz - bedeckt.  




 Jetzt kommt eine Schaumkelle aus Plastik (die aus Stahl verrosten, wie ich inzwischen weiß) zum Abschöpfen dieser Schicht ins Spiel. Mit etwas Glück sind fünf Kilogramm Rohsalz, das mit Steinchen, Sandkörnern, Ameisen oder Seegras und anderen ausgebleichten Pflanzenresten versetzt ist, in gut einer Stunde gesammelt. Die Suche nach Salz ist zugleich immer auch Naturschauspiel: Wellen, Wind - oder wie hier: mal eine tote Schildkröte. 


 
 Die Aufbereitung (Kochen, Filtern, den Sud wieder verdunsten lassen, und schließlich das erneute Trocknen des schneeweißen Goldes dauert insgesamt einige Wochen. Derzeit stehen rund 25 Liter Sud in der Sonne; ich schöpfe jeden Morgen etwa 200-300 Gramm Salz aus dem Trog... Übrigens - das wusste ich bislang auch nicht - 100 Gramm Zypernsalz (normal) kosten im Spezialversand 4,99, versetzt mit Limonensaft oder gemischt mit Rosmarin 7,49 Euro. Ob man von diesem Hobby davon leben könnte?


















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Dienstag, 22. April 2014

Zum Hmzigsten auf die Durststrecke


Wer Ostern Geburtstag hat, muss in Zypern mit so ziemlich jedem Wetter rechnen: Kälte, Nässe (wie erst vorgestern), Wind, Nebel - oder eben mit knalliger Sonne. Entsprechend mutig war die Planung der nach unzähligen Griechenland- und Zypernjahren noch immer waschechten Münchnerin, ihren Hmzigsten im Wald zu feiern. 



Die Einladung dazu klang verlockend: I woas wos, wos du ned woast - mit etwa diesen Worten war der Picknickplatz Nähe Argarka tief im ansteigenden Wald annähernd beschrieben. Über die Distanz dahin bestand zwischen den halbwissenden Gästen halbwegs Einigkeit: Hinterm Stausee "gleich". Wer dieses Geduldswort im Munde führt, hat selbst meistens schon eigene Erfahrungen mit Schildern wie "Komme gleich wieder" gemacht - und hofft im neuen Anwendungsfall (meist vergeblich) auf endlich mal eine positive Deutungserfahrung. Mit den Worten I muss mi kimmern stieg die Gastgeberin mit ihren Picknickköstlichkeiten in einen Jeep und fuhr der Gästeschar voraus. Ihr loaft ane gude Stund - bis dahie bin I a fertig. Auf also mit etlichen Autos zum "Basislager" Staudamm und ab da "pack mers scho".

Zyperns Wasserspeicher sind überlebensnotwendig für seine Bewohner wie auch für jeden Obst- oder Olivenbaum und jede Nutzpflanze auf den Äckern. Wenn der Argaka-Damm nur noch aktuell 24 Prozent  Speichervolumen hat, müssten angesichts der regenarmen Frühlingszeit schon längst die Glocken der Sparsamkeit, der Aufrufe dazu und der politischen Suche nach Alternativen schrillen. Aber es schrillt nichts - "Du lebst in Zypern, wenn nichts passiert, was hätte längst schon passieren müssen."














Picnic sites - Wanderrast auf Holzbänken, vor Tischen, oft neben plätschernden Bächen. Zyperns Forstverwaltung sorgt sich derzeit um 40 solcher Areale, die oft Hunderten gleichzeitig die individuelle Möglichkeit bieten, mit Grill, halbem Lamm, Bier und Nachspeisen anzurücken. Platz Nr. 5 ist nach dem Heiligen Mercurios benannt - und war heute zum Glück für den Rest der Menschheit zu weit weg vom Schuss. Doch bis dahin zog sich der Weg...


Endlich nach fast zwei Stunden moderat bergauf angekommen, hatte das Tischlein-deck-dich längst perfekte Arbeit geleistet. Eine wirklich schöne Geburtstagsidee. Danke, Ingrid.




 


















Montag, 21. April 2014

Tintenblau zum Osterfest



Sollte ich jemals eines späteren Tages in den Altersruhestand gehen, habe ich hier auf Zypern zwei Freizeitziele: Zuerst möchte ich Exkurse in die archäologische Theorie und Praxis unternehmen, später oder parallel mich dann der Beobachtung des Meeres widmen. 

Welche Botschaften spülen die Wellen ans Land? Was sagt uns der Wellenrhythmus? Warum tobt das Meer bei Windstille und warum ist jeder 20. bis 25. Schwapp plötzlich um die Hälfte höher als die Vorwellen? Das größte Geheimnis, das es für mich aus dem Mittelmeer zu fischen gilt, berührt jedoch die Meteorologie und den Goetheschen Farbenkreis zugleich. Aus der Farbe des Wassers lässt sich mit gewisser Sicherheit das Wetter der nächsten Tage voraussagen. Und diese nuancenreichen Farbschattierungen mit ihrer Wetterrelevanz haben es in sich.



Heute konnte der blaue Ostersonntagshimmel dem Wasser darunter nicht einmal annähernd das Wasser reichen. Das Meer war tieftintenblau, weit mehr als nur kaiserblau, ähnlich kräftig wie azurblau, eleganter "angestrichen" als nur mit profanem Tiefblau. Eine solche Sattfarbe, verbunden mit idealer Fernsicht signalisiert wohl: Es kündigt sich wettermäßig ein Wärmesprung an - von gestern noch weit unter 20 bis gut 25 Grad Celsius in den nächsten Tagen. Vorsommer - endlich.






Die westliche Nordküste der geteilten Insel dürfte landschaftlich noch immer der wirklich schönste, weil noch am wenigsten veränderte Küstenabschnitt Zyperns sein. Hier erstreckte sich einst in der Bronzezeit das antike Königreich Marion - vom heutigen Polis Chrysochous bis in den heute türkischen Teil hinüber. Gleich hinter der widernatürlichen Grenze liegt Limnitis, heute Yesilirmak. Das landwirtschaftlich geprägte Dörfchen mit auffallend vielen Zyperntürken, die natürlich das Griechische noch aktiv sprechen, hat mindestens drei Highlights: solche Meeresgaststätten (siehe oben), ein eigenes Inselchen (heute unbetretbar, weil im Grenzgebiet liegend) und Erdbeerfelder, soweit das Auge sieht. 



 Autos aus beiden Teilen der Insel verursachen wegen der frisch-festen und vor allem ausgereiften Erdbeeren das reinste Verkehrschaos. Links und rechts Erdbeerflächen, bestens kultiviert (und neuerdings sogar zu Teilen sogar eingezäunt).


Zurück zum Meer und seinem Inselchen, auf dem schwedische Archäologen in den 30er-Jahres des vorigen Jahrhunderts jede Menge prähistorische Siedlungsreste gefunden hatten:  Limnits-Island ist für mich noch vor dem mit Kredefelsen umrahmten Birthplace der Aphrodite an der Südküste das eigentliche Wahrzeichen von Zypern.


Wie gesagt: Sattes Meerblau und Fernsicht sind eine ideale Wohlfühlkombination für Einheimische und Touristen mit Hoffnungsfaktor auf noch mehr Sonne. Aus dem Dunst treten dann die Berg- und Landschaftskonturen hervor und täuschen nachbarschaftliche Nähe vor.  

 


Die Rückreise vom jenseits in das Diesseits der EU ist immer noch grenzwertig; Die beiden Seiten verhandeln seit 1974 ergebnislos. Jetzt haben die "schwarzen" Regierungen im Süden und im Norden einen erneuten Einigungsversuch gestartet. Schließlich trudeln beide Zypernchens aus unterschiedlichen Ursachen in der Krise, schließlich ist man eh auf vielen Gebieten aufeinander angewiesen und - das ist neu und eine mächtige Triebkraft - wollen alle vom Öl- bzw. Erdgas in den nächsten Jahrzehnten partizipieren - da kann und muss man schon mal Kompromisse machen...


Bei uns, also im griechischen EU-Teil der Insel ist das Meer - wen wundert's - genauso blau wie "nebenan".  Die Farben des Meeres: eine immer noch unterschätze Informations- und Wohlfühlquelle....