Freitag, 10. Januar 2014

Antiker Ruß mit Fragezeichen







Zypern hat eine 10.000 bis gar 12.000 jährige Menschheitsgeschichte. Viele der zig hundert Höhlen, Auswaschungen und Überhänge im Kalkstein der Insel waren deshalb für die frühen Insulaner willkommene Siedlungsplätze. Solche finden sich vordringlich im Süden vor allem in Küstennähe (Agia Napa, Kurion, Paphos). Sie sollen, so mancherorts die einzige Erklärung, den frühen Christen auf der Insel Zuflucht geboten haben. Ach ja?



Das mag durchaus sein, scheint mir aber eine zu flache Argumentation zu sein. Leider gibt es auf der Insel so viele antike und archäologische Relikte, dass die wenigen Grabungsexperten samt ihrer internationalen Helfer von Universitäten vor allem aus Deutschland, Österreich und den USA (früher auch aus Schweden) in dieser Sache auch in den nächsten Jahrzehnten wohl kaum mehr Licht ins ominöse Höhlendunkel bringen werden: Sie sind schlicht und ergreifend überfordert bzw. unterfinanziert. 





Zurück zu den Fluchtpunkten im Stein. Die sogenannten frühen Christen - wenn sie denn die Höhlen genutzt haben - waren dann allenfalls die Nachnachnachnachnachmieter dieses natürlichen Wetterschutzes. Schließlich tauchten sie in römischer Besatzungszeit erst auf der Insel auf, nachdem das Eiland schon mindestens 8.000 oder 9.000 Jahre bewohnt war. Vergegenwärtigen wir uns diesen Zeitrahmen. Würde Zypern erst gerade aktuell besiedelt, wäre mit den nämlichen Christen erst im 30. Jahrhundert unserer Zeitrechnung irgendwann zwischen den Jahren 2900 und der dritten Jahrtausendwende zu rechnen. 



Was folgt daraus? Es wird und muss (schon aus Mangel an sicheren, trockenen und im Winter wind- und regengeschützten Behausungen) bereits in der Altsteinzeit und in den Epochen danach Menschengruppen gegeben haben, die solche Gegebenheiten der Natur als Obdach genutzt haben. Die Höhle im Karst in der Nähe von Kathikas (im Kalkstein-Hochland und damit einer Weingegend in der Region Paphos) wäre so ein "Fall". Heute noch sichtbare Ruß- und Mauerreste warten hier auf eine ausführliche Interpretation. Das Schild davor, dass diese Behausung Christen Schutz geboten habe, scheint nur ein winziger Teil der vor Ort-Wahrheit zu sein. Man müsste z. B. den Ruß an der Decke analysieren und sein Alter bestimmen...


Im Übrigen: Im Gegensatz zu vielen anderen Ländereien des römischen Imperiums hatten die Christen auf Zypern einen vergleichsweise kurzen Leidensweg; wurden also "nur" für eine historisch kurze Zeit und nicht - wie anderswo - über mehrere Jahrhunderte hinweg verfolgt. Der Grund: Paulus soll den römischen Statthalter von Zypern bei seiner Missionsreise schon zum Christentum bekehrt haben. Seinem zeitweiligen Weggefährten, dem Apostel Barnabas (selbst als Christ im Jahr 61 in der Nähe von Famagusta gelyncht und getötet und demzufolge Märtyrer) ist es mit zu verdanken, dass sich eine christliche Kirche auf Zypern zu einem vergleichsweise frühen Zeitpunkt etablieren konnte. Das Glaubensgebilde wurde auf einem Konzil im Jahr 431 für autokephal - also als eigenständige Kirchengliederung - anerkannt. Wer so lange wie die Zyprische Orthodoxie "am Markt" ist, kann wahre Reichtümer ansammeln... 




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