Montag, 6. September 2010

Der Mantel der Geschichte hat Löcher...


... er deckt zum Glück nicht gleich alles zu, denn sonst würden die letzten Rudimente, die im Südteil Zyperns an die türkischen Nachbarn von vor 40 Jahren erinnern, auch schon getilgt sein. Fakt ist, während orthodoxe Kirchen im Norden oft zu Lagerhallen, Werkstätten oder einfach nur zum Stall umfunktioniert wurden, werden die noch verbliebenen Moscheen im Süden von der Substanz her erhalten. Das Beispiel des Dorfes Pelathousa an der Nordküste (Region Paphos) zeigt: Das offen stehende Gebäude ist im Wesentlichen in Ordnung; auch die benachbarten Häuser und Grundstücke sind noch vorhanden, wenn auch arg verfallen.
Lässt sich an ein binationale Nachbarschaft, wie sie seit dem 16. Jahrhundert bis in die 60-er Jahre des vorigen Jahrhunderts in vielen Dörfern und Städten hier auf der Insel bestand, für die Zukunft - und nach den Einigungsverhandlungen - überhaupt noch denken? Werden die Nachfahren und Erben aus dem türkischen Norden dereinst Kraft und Mut aufbringen, sich dort wieder anzusiedeln?

Ethnisches Erbe: Nur wenige der sogenannten Türkenhäuser in Pelathousa - sämtlich im Schatten der noch gut erhaltenen Moschee - sind noch so gut erhalten, die meisten sind Ruinen.

Dort in der Brüstung, wo der Muhezzin einst rief, sind deutliche Einschüsse zu sehen. Die sind sicherlich nicht als antitürkische "Akte" zu bewerten, sondern - wie jedes Straßenschild auf Zypern mit zahlreichen Einschusslöchern beweist, "nur" als Zielscheibe und Mutprobe zugleich.
Die Moschee innen: offen, sauber und ohne Müll (wie in manchen Häusern drumherum üblich)


Ein Haus weiter: Die Tür ist eingetreten...
... die Küche ist leicht vermüllt...
... der Name wohl eines türkischen Besuchers/Bewohners prangt an der Wand...
... und zwischen desolaten Altschränken liegt noch viel Hoffnung: ein Herz.
Dass hier "oben" und trotz wunderschöner Landschaft auch Politik sichtbar wird, möchte man einfach nicht glauben.


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Sehr eindrucksvolle und nachdenkliche Fotos.Hierzu fällt mir ein:

Wie wäre es ein Winter zu ertragen,
ohne Hoffnung auf den Frühling,
wie ein Abschied auszuhalten,
ohne Hoffnung auf ein Wiedersehen?

Auch in Zypern wird es eines tages, da bin ich mir sicher, keine Ruinen mehr geben.

Silly u. Helmut