Montag, 3. Oktober 2011

My Pomos



"Hier ist Zypern noch Zypern", sagt ein Bürgermeisterkandidat von Pomos, der kürzlich bei uns anklopfte. Der 40-jährige Bankangestellte war an diesem Tag der zweite Kandidat, der um unsere Stimme warb. Der erste kam schon in den frühen Morgenstunden in Gestalt wohl eines Nachbarn. "Herr xy spricht kein Englisch, deshalb komme ich, um Sie zu bitten, sich für die Wahl registrieren zu lassen", sagte der Unbekannte, kramte in seinem Pickup, reichte mir eine im Lederimitat verpackte Rotweinflasche aus dem Autofenster und gab Gas...

Pomos, ein kleines Nest an der Nordküste: eine Hauptstraße, drei Pensionen, ein Dorfladen mit Straußenfarm dahinter, etwas Militär mit Blick auf den Fischkutterhafen. Jetzt gerade reifen Bananen, Gratnatäpfel, Feigen, Maracujas, Datteln und allerhand Unbekanntes. Tourismus ist noch ein Fremdwort, Industrie erst recht, selbst Büros (bis auf das des Muktars und einer Bank) sind selten. Dort und da wird gebaut; das meiste bleibt Leerstand. Motto: Eigentümer sucht Käufer, Mieter - oder zumindest eine wie auch immer gute Verwertungsidee in Zeiten, wo Zypern in die Krise strudelt.

Pomos, mein Pomos. Hier weht mit Blick auf die Euromünzen, die es im EU-Teil der Insel gibt, der Hauch einer 10.000-jährigen Besiedlungsgeschichte. Warum? Bitte weiterlesen.


Pomos-Harbour: Von hier tuckern die wenigen noch verbliebenen Fischer jeden Morgen vor Sonnenaufgang los. Die Fischzüge lohnen sich kaum noch; auch das östliche Mittelmeer ist überfischt...



Das gegenwärtige Früchteangebot auf den Bäumen hier - u. a., versteht sich...






Vier der ältesten Häuser (unbewohnt)
Unser Haus (rechts) vor der Steilküste

I love Pomos, aber nicht das Gebaren meiner
Nachbarin

Abendsonne neben dem Dorfmuseum


Tempelblütenbaum: Der duftet wirklich betörend
Zyprische Euro-Münzen mit dem Idol von Pomos -
einem Steinamulett, dass an einer Kette das gleiche
Amulett nochmals trägt (3.000 Jahre als und in
einem Kindergrab hier gefunden)

Zum Glück wird hier wenig beschmiert - hier eine Wand neben dem Muktar(Bürgermeister)büro

Die "nämliche" Flasche - Vorwahlgeschenk oder schnöde Bestechung?

Vietnamesische Reisstrohhüte allenthalben deuten darauf hin, dass hier viele Familien eine ausländische Hilfskraft z. B. zur Pflege von Oma und Opa beschäftigen. Zum diesem guten wie leidigen Thema mache ich mal einen extra Beitrag

Überall dasselbe: Häuser stehen leer - zu Dutzenden in jedem Dorf (Doch aufpassen: die Preise sind oft utopisch selbst für Mieter)




Blick hinüber auf den Nachbarberg: Kokkina. Das ist für uns eine verbotene Zone, Ausland, weil türk. besetzt. Der Berg wird bewacht u. a. von argentinischen UN-Soldaten







Keine Kommentare: