Montag, 11. Juli 2011

Zyperns rabenschwarzer Tag


11. Juli 2011.
Dieser Tag wird als rabenschwarzer Tag in die zypriotische Groß- und Kleingeschichte eingehen:
A) Heute ging hier auf der Insel die Sonne mit einer gewaltigen Detonationswelle auf: 98 Munitionscontainer flogen infolge eines morgendlichen Buschfeuers in die Luft. Das hochexplosive Material war vor drei Jahren in einem Hafen hier beschlagnahmt worden; es sollte illegal in den Nahen Osten verbracht werden; und wurde seither in glühender Hitze einfach open air auf einem kleinen Marinestützpunkt gelagert. Dummerweise in Kraftwerks- und Ortsnähe; so dass es fast ein Glücksumstand ist, dass es "nur" zwölf Tote und über 60 Verletzte gab.
B) Stromausfall war die Folge, mit der Folge, dass ich heute nicht arbeiten konnte und eine standesamtliche Hochzeit, zu der wir um 11 Uhr geladen waren, zunächst nicht stattfand: überhitzter Raum, genervte Bürgermeistersekretärin, der Computer blieb schwarz - und damit kein Zugriff auf die Eheurkunden.
C) Dann, wir waren gerade wieder zuhause angekommen (bei 35 Grad), plötzlich der Anruf der Braut: Es dürfe geheiratet werden; im Nachbarort sein nun wieder Strom. Während die amtliche Trauzeugin sichtbar unlustig per Auto vom Hof eilt, fällt nach einer Windböe die einzige offene Haustür (wir haben drei davon) ins Schloss. Ich bin gerade in Richtung Pool unterwegs; der Schlüssel steckt von innen...; der Strom ist immer noch nicht da - jedenfalls bei uns. Meine Laune ist auf dem Höhepunkt des Tages.
D) Nach drei Stunden ante portas (nur mit Badehose bekleidet), drei Flaschen Wasser und einem halben Glas Marmelade (mit Zunge und Fingern als "Mittagessen" eingenommen), fliegt ein Hubschrauber im Tiefflug über unser Gehöft, um 200 Meter weiter an der Steilküste, Löschwasser aufzunehmen. Im gleichen Augenblick sehe ich am übernächsten Nachbarberg eine riesige Rauchsäule aufsteigen.
Nachbars Junge klettert auf meinen Wunsch hin per Leiter über den Balkon ins Haus, öffnet die Tür von innen - und ich habe endlich Zugriff auf meinen Fotoapparat. Trotz Bindehautentzündung auf beiden Augen gelingen heiße Bilder von einer fast vierstündigen Löschaktion von der Luft aus. Wie bilanzierte mein zyprischer Nachbar heute treffend: "A very bad day for Cyprus". Keine Widerworte meinerseits.
Endlich weißer Rauch: Die Löscharbeiten aus der Luft haben begonnen.
Nur ein Kubikmeter Wasser pro Anflug: Dennoch hochwirksam, weil damit die Flammen erstickt werden.

Fast romantisch, aber, wie nachfolgende beiden Bilder (Dank an meine Außenkorrespondentin) zeigen, ziemlich dramatisch:
Nea Dimmata, unser Nachbarort, ist direkt von den Flammen bedroht.


Balkonblick aus sicherer Entfernung.

Die beiden Löschhubschrauber umkreisen ständig einen unserer Sonnenschirme.
Wasser tanken - und los geht´s wieder hinauf in die Berge.

Alltagshelden: Heute morgen haben die Piloten sicherlich schon über dem Inferno des Marinestützpunktes das weitere Ausbreiten des Feuers zu verhindern versucht, wenige Stunden später dann an der Nordküste bei uns im Dauereinsatz von fast vier Stunden.
Schlafzimmerblick auf die heute nicht gerade stille Bucht.

2 Kommentare:

Angelika hat gesagt…

Wirklich ein rabenschwarzer Tag für Zypern. Ob nun aus Schlamperei oder Profitgier(?), jedenfalls bestrafungswürdig.
Un dazu noch das Feuer im Nachbarort. Das reicht für einen Blutdruckanstieg!

Anonym hat gesagt…

Nach diesem rabenschwarzen Tag im Juli wird es wieder Zeit die sonnigen Tage in Zypern zu repräsentieren.Ich bin gespannt was es neues gibt auf Zypern.

Mareike