Dienstag, 2. März 2010

Fässer, die be-grenzen


Wer eine Kulturgeschichte vom Fass schreibt, wird auch davon berichten müssen, dass gerade die Spezies der Öl- und Benzinfässer ziemlichen Einfluss auf das menschliche Zusammenleben haben. Das Fass als Ordnungsfaktor, das Fass als Bollwerk, das Fass als Grenze. Fasslich und unfasslich zugleich. Die Nachverwertungsideen für das runde Blech waren zumeist praktischer Art und (siehe Fotos) in den wenigsten Fällen ästhetisch zugleich.
Zypern hat die Zeit der massenhaften Zweitverwertung von Mineralölfässern längst hinter sich. Das liegt daran, dass - anders als in den 50-er, 60-er und70er-Jahren der Sprit heutzutage aus Umwelt-, Spar- und Logistikgründen nicht mehr fassweise geliefert wird. Seinerzeit war das jedoch noch so - und da war guter Rat, wie man die zu Hunderttausenden zählenden Leerfässer wieder los werden kann, eigentlich gar nicht teuer. Willkommen auf der Insel der Fass-Grenzen, Fass-Bunker, Fass-Begrenzungen.
Die Fass-Grenze mitten durch Nikosia: Blick vom griechischen Teil ins mit hohen Bäumen (weil über 35 Jahre alt) bewachsene Niemandsland
Die Pufferzone - oft noch vermint - gehört offiziell der UN; deren Truppen seit den 60-er Jahren mit summarisch hohen Eigenverlusten (fast 180 tote UN-Soldaten) die Bürgerkriegsparteien voneinander fernhalten

Überall durch Fässer halbierte Straßen im Zentrum von Nikosia, der letzten geteilten Hauptstadt der Welt
Bunker von 1974 an der Nordküste des Südens: Rechts die verrosteten Fässer, die einst so eine Art Sandsackfunktion hatten und vor Beschuss schützen sollten
Das salzige Meer radiert langsam die Erinnerung an das Blech-Bunker-Bollwerk aus
Barrierefreiheit - hier an der Dorfstraße noch ein Fremdwort

Ein ziemlich "fauler" Entsorgungseinfall: Grün gleich vor der Tür

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Oh,das ist ja Zypern mal von einer anderen Seite.Ja wenn man das so sieht kommen ja bestimmt auf jedem Einwohner mindestens ein Blechfass.Das ist ja wirklich Verbesserungswürdig.

Gruß aus einem geordnetem Land.

Kai

Angelika hat gesagt…

Jeder Einwohner ein Fass? Deutlich zu wenig! Zumindest für das, was am Wegesrand entsorgt wird.